Corona hat die deutsche Wirtschaft noch immer im Griff. Handel und Gastronomie beklagen durch die 2G-Regeln deutliche Umsatzeinbrüche. Auch in anderen Branchen ist die Unsicherheit noch groß. So betreffen steigende Energiepreise und nach wie vor gestörte Lieferketten auch viele Unternehmen im industriellen Mittelstand. Alle hoffen, dass die Omikron-Variante mit ihrem milderen Verlauf zu einem Auslaufen der Pandemie führt. Hier einige wichtige Hinweise.
Corona-Hilfen verlängert
Die Überbrückungshilfe IV wird bis Ende Juni 2022 fortgeführt. Unternehmen erhalten darüber weiterhin die Erstattung von Fixkosten. Zusätzlich gibt es einen verbesserten Eigenkapitalzuschuss für besonders betroffene Unternehmen. Auch die Neustarthilfe für Soloselbständige wird fortgesetzt. Darüber können sie pro Monat bis zu 1.500 Euro an direkten Zuschüssen erhalten, insgesamt für den verlängerten Förderzeitraum also bis zu 4.500 Euro.
Das KfW-Sonderprogramm für Corona-Hilfen sowie KfW-Schnellkredite können nun bis zum 30. April 2022 beantragt werden. KfW-Hilfen haben bereits über 150.000 Unternehmen im Gesamtvolumen von über 5 Milliarden Euro erhalten. Die Obergrenzen für den KfW-Schnellkredit sind gestiegen: Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten können inzwischen 2,3 Millionen Euro beantragen, maximal jedoch je Unternehmensgruppe 25 Prozent des Jahresumsatzes 2019.
Weiteres
- Wachstum: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes betrug das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2021 durchschnittlich 2,7 %, wobei das letzte Quartal 2021 wieder ein Minus ausweist. Die Bundesregierung erwartet für 2022 ein Wachstum von 3,6 %. Damit soll die Wirtschaftsleistung erstmals wieder über dem Vorkrisenniveau liegen.
- Inflation: Die Verbraucherpreise steigen weiter und betrugen im Dezember 2021 schon 5,3 %. Im Jahresdurchschnitt haben sie sich um 3,1 % gegenüber 2020 erhöht. Die Inflation ist inzwischen auch nach Ansicht der EZB nicht mehr nur temporär. Das ist bei stark steigenden Importpreisen (+ 24,7 % im November 2021), Großhandelspreisen (+ 9,8 % in 2021) und Erzeugerpreisen (+ 19,8 % im November 2021) auch nicht verwunderlich.
- Energiepreise: Besonders brisant für Verbraucher und den deutschen Mittelstand sind die teilweise über 100 Prozent gestiegenen Preise für Strom und Gas. Vielen Unternehmen laufen damit die Gesamtkosten aus dem Ruder.
- Lieferengpässe: Auch sind die globalen Lieferketten weiterhin gestört. So herrscht weiter Mangel an Chips und Rohstoffen (z. B. Magnesium, Kupfer). Als gewaltiges Nadelöhr erweisen sich die vielen Corona-bedingten Hafenschließungen in China. Massenhaft warten Schiffe vor den Häfen auf ihre Abfertigung. Eine Entlastung ist nach Expertenmeinung so schnell nicht in Sicht.
- Kurzarbeit: Im Dezember 2021 ist die Zahl der Kurzarbeiter wieder kräftig auf 879.000 gestiegen. Das sind 2,6 % der deutschen Beschäftigten.
- Verschuldung: Das deutsche Staatsdefizit ist 2021 aufgrund der Corona-Hilfen, erhöhter Sozialausgaben und geringer Sparneigung auf 153,9 Mrd. Euro gestiegen. Das sind 4,3 % des BIP. 2022 ist im Bundeshalt eine weitere Kreditaufnahme von über 100 Mrd. Euro vorgesehen. Bis auf wenige Ausnahmen liegen die Euroländer über der gesetzlich vorgeschriebenen Schuldengrenze von 60 % des BIP. Im Moment werden Lösungen gesucht, diese Grenze aufzuweichen und neue Regeln zu formulieren.
- Insolvenz: Nach Angaben der Creditreform betrug die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr 14.300. Das sind 10,8 % weniger als im Jahr 2020. Viele Insider glauben, dass die Zahl deshalb so niedrig ist, weil die Corona-Hilfen die Krise verschieben, kleinere Unternehmen nach dem Lockdown einfach nicht mehr öffnen und Unternehmen aufgekauft und integriert werden. Nach einer ifo-Umfrage sieht sich jedes siebte Unternehmen in seiner Existenz bedroht.
- Innovationen: Nach Angaben des Handelsblatts kommen immer weniger Hightech-Exporte aus Deutschland. 2020 hatten sie einen Wert von 181 Mrd. Euro (5,6 %). Das ist eine Halbierung seit 1990. China weist dagegen einen Wert von 760 Mrd. Euro (23,8 %) aus. Die deutsche Politik setzt daher verstärkt auf die Förderung von Bio- und Klimatechnologie.
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