Die Insolvenzen sind im August 2022 um 6,6 Prozent gegenüber Juli 2022 gestiegen. Mit Hakle und Görtz hat es auch zwei große Unternehmen getroffen. Die Angst ist groß, dass dies der Anfang einer Insolvenzwelle ist. Oder sind die aktuellen Insolvenzzahlen nur ein Ausrutscher?
Preishammer
Im Juli 2022 sind die Insolvenzen gegenüber Juni 2022 um 4,2 Prozent zurückgegangen. Viele Unternehmen konnten durch die staatlichen Eingriffe anscheinend noch gerettet werden. Nun spitzt sich die Lage im deutschen Mittelstand aber zu. Es herrscht Existenzangst, weil alle Kosten derzeit gleichzeitig durch die Decke gehen. So sind die Erzeugerpreise im August 2022 um 45,8 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Anstieg seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1949 und sehr bedrohlich, da der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte insbesondere als Indikator für künftige Inflationstendenzen genutzt wird.
Mit viel Krach
Das Insolvenzgeschehen ist aktuell sehr uneinheitlich. Während im ersten Halbjahr 2022 die Insolvenzen bei kleinen Unternehmen rückläufig sind, trifft es immer häufiger große Unternehmen, über die dann lautstark in den Medien berichtet wird. Ihr Anteil am Insolvenzgeschehen ist von 0,5 auf 0,7 Prozent gestiegen. Es sind vor allem die Industrieunternehmen, die unter den steigenden Energiepreisen leiden. Hier treten auch die großen Insolvenzfälle auf. Großunternehmen ab 50 Mio. Euro haben mittlerweile einen Anteil von 1,1 Prozent (Vorjahr 0,5 Prozent) am Insolvenzgeschehen. Bei den mittelgroßen Betrieben mit Umsätzen zwischen 0,5 Mio. Euro und 5 Mio. Euro erhöhte sich die Teilhabe am Insolvenzgeschehen von 34 auf 37 Prozent. Bezieht man das verarbeitende Gewerbe hinzu, dann fallen 25 Prozent aller Insolvenzen in diesen Wirtschaftsbereich.
Das leise Verschwinden
Weniger betroffen ist der Dienstleistungsbereich – so scheint es. Hier tummeln sich viele kleine Unternehmen. Die Hälfte erwirtschaftet einen Jahresumsatz von maximal 250.000 Euro. Doch statt offiziell Insolvenz anzumelden, verschwindet eine Vielzahl still und leise durch Liquidation vom Markt.
Schwierig gestaltet sich auch die Situation bei den Soloselbstständigen. Vielen ist in der Corona-Pandemie das Geschäftsmodell weggebrochen. Die staatlichen Hilfen brachten nur wenig Entlastung. Schon im Vorjahr verdoppelten sich die Privatinsolvenzen. Dieser Trend dürfte sich weiter fortsetzen. Allerdings zählen diese Insolvenzen von Soloselbstständigen nicht zu den Unternehmensinsolvenzen und erscheinen somit auch nicht in der offiziellen Insolvenzstatistik.
Ausblick
Die weiter steigenden Energiepreise, die insgesamt schlechten Konjunkturaussichten und die beginnende Zinswende belasten die Unternehmen stark. Diese Entwicklung dürfte sich auch auf das Insolvenzgeschehen in den kommenden Monaten auswirken.
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